Es besteht kein Zweifel, dass nach Werner Brattigs Hong Kong Reise schon die "Schwingen"-Bilder in ihrer klaren Zeichenhaftigkeit die starken Eindrücke nach dem Erlebnis der chinesischen Kalligraphie wiederspiegeln.
Je mehr sich jedoch diese Eindrücke im Formspeicher des Künstlers verankern, um so mehr muss bei dem Maler und Grafiker das Verlangen entstanden sein, eine direktere und konkretere Auseinandersetzung mit den Wortzeichen und Piktogrammen chinesischer Prägung zu unternehmen.
Es entspricht seiner bekannte Neigung zum zyklischen Arbeiten, auch diesen so nachhaltig empfundenen Themenkreis unter einem gestalterischen Oberbegriff zu erschließen. So entstanden die drei Zwölfteiler auf der Basis der Piktogramme chinesischer Sternzeichen: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Schwein sowie deren kalligraphische Ideogramme.
In den ersten zwölf Acrylbildern dominiert die Farbe in sich ständig neu überlagernden halbtransparenten dünnen Schichten. Das farbige Schwarz der Schriftzeichen wird über spielt von halbdurchsichtigen Strukturen der Tierpiktogramme.
Die zweite Serie beherrschen die dunklen Piktogramme, welche von wiederum halbtransparenten, kreisförmigen Strukturflächen überzogen sind, aus denen die Kalligraphien negativ ausgespart wurden.
Den dritten, grafischen Zyklus formen zwölf Lithografien, welche in ihrem Grundkonzept der ersten Reihe entsprechen, jedoch in ihrer Gestaltung strenger und zugleich abstrakter erscheinen, da sie im wesentlichen auf die typografischen Elemente reduziert wurden.
In allen Fällen kann sich der Betrachter der faszinierenden Klarheit des gedanklichen Konzeptes so wie der empfindsam vorgetragenen Farbgebung der Malereien und der brillanten grafischen Strukturen nicht entziehen.
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